Dr. A.Hereth
Selbstgesteuertes Lernen - in der Fachliteratur wird auch der Terminus Selbstreguliertes Lernen verwendet - bedeutet Verantwortung für den eigenen Lernfortschritt zu übernehmen. Gedanken, Gefühle und Handlungen müssen an die Lernziele angepasst werden. Das verlangt von der/dem Lernenden eine Vielzahl kognitiver Aktivitäten und erfordert intrinsische Motivation.
Im Phasenmodell des selbstregulierten Lernens von Zimmermann, B.J. und Campillo, M. (2003, Motivating self-regulated problem solvers.) werden Kognitionen und Personmerkmale drei Phasen zugeordnet, die während einer Lernhandlung durchlaufen werden:
- Vorbereitungsphase (Aufgabenanalyse, Ergebniserwartung, intrinsisches Interesse, Lernzielorientierung, usw.)
- Handlungsphase (Selbstbeobachtung, Selbstkontrolle, Selbstinstruktion, Aufmerksamkeitsfokus, Bearbeitungsstrategien, Experimentieren, usw.)
- Selbstreflexionsphase (Selbstbeobachtung, Selbstbeurteilung, Selbstbewertung, Kausalattribution, Selbstzufriedenheit, usw.)
Förderung selbstgesteuerten Lernens
Empirisch belegt werden konnte (siehe z.B. Hasselhorn, M. u. Labuhn, A., 2008, Metakognition und selbstreguliertes Lernen. in: Schneider, W. u. Hasselhorn, M., Hg., Handbuch der Pädagogischen Psychologie. Hogrefe), dass selbstgesteuertes Lernen gefördert bzw. trainiert werden kann. Fördermethoden, die im Rahmen von Studien zum Einsatz kamen waren z.B.:
- digitale Trainings, zur Verbesserung der verwendeten Lernstrategieschritte (Selbstbeobachtung, Selbsteinschätzung, Selbstreaktion)
- Training der motivationalen und volitionalen Strategien der Lernenden durch Lerntagebücher
- Coaching- bzw. Mentorenprogramme (teilweise in Verbindung mit pädagogischer Diagnostik)
Am erfolgreichsten ist die Verknüpfung der Selbststeuerungsförderung mit den jeweils zu verbessernden fachlichen Inhalten bzw. Kompetenzen. Das bedeutet für den Schulalltag, in möglichst vielen Unterrichtsfächern selbstgesteuertes Lernen fachspezifisch zu trainieren bzw. zu ermöglichen.
Im Folgenden können Sie zwei Vorträge von Ingrid Rath-Arnold zum Themengebiet hören, in denen der Fokus auf der zentralen Variable "Motivation" liegt.
1. Selbstgesteuertes Lernen ermöglichen – Das Geheimnis der Motivation
Einen Vortrag und weitere umfangreiche Materialien zum Themengebiet Bedürfnisse und Handlungsmotivation in Hinblick auf das Sozialverhalten finden Sie hier. Mit Hilfe des dort vorgestellten Modells können Lehrkräfte, aufgrund des beobachteten Verhaltens, auf die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen zurückschließen.
2. Wie werden Motive umgesetzt? –
Methoden, die Selbstgesteuertes Lernen ermöglichen und fördern
Im folgenden Vortrag wird aus didaktischen Gründen in vereinfachter (grafischer) Darstellung auf die Gehirnfunktionen eingegangen. Informationen zum Thema Gehirnfunktionen bzw. Hemissphärenmodell finden Sie z.B. hier:
Thompson, Richard (2016, 3. Auflage) Das Gehirn: Von der Nervenzelle zur Verhaltenssteuerung (Springer-Verlag)
http/s:/www.youtube.com/watch?v=ksCrRr6NBg0 ("Schule der Zukunft"; 3:15 - 7:00 Minuten)
Hier finden Sie - als Ergänzung zu den Ausführungen im Vortrag - weitere Informationen von I. Rath-Arnold zur konkreten Umsetzung der Persönlichkeits-System-Interaktions-Theorie (= PSI) von Julius Kuhl in die Unterrichtspraxis.
Hier finden Sie Informationen zur Persönlichkeits-System-Interaktions-Theorie (= PSI) von Julius Kuhl.
Weiterführende Informationen
- Auf dem ISB-Portal Distanzunterricht in Bayern finden Sie unter dem Menüpunkt Unterrichtsorganisation Informationen zum Thema Selbstorganisiert lernen
- In dieser Handreichung des Instituts für Qualitätsentwicklung des Hessischen Kultusministeriums werden wichtige Inhalte zum Themengebiet Selbstreguliertes Lernen zusammengefasst.